Tierschutzverein Datteln e.V.

Dattelner Morgenpost – Katzenjammer

In Datteln droht eine Katzenplage, warnt der Tierschutzverein

(von Björn Korte)

 

Datteln – Katzenbabys – wie süß, mag man als tierlieber Mensch meinen. Doch den wenigen ehrenamtlichen Mitarbeitern des Dattelner Tierschutzvereins fallen dazu auch andere Worte ein: Plage, Parasiten und Pleite beispielsweise. „Wir steuern in Datteln auf eine Katzenplage zu“, warnt Birgit Blaschke die Vorsitzende des Vereins.

Auf „Hunderte“ schätzt sie die Zahl der wild lebenden Katzen im Stadtgebiet.

Die leben rund um Altenheime, am alten Bahnhof, auf Campingplätzen, in leer stehenden Häusern, auf Grünflächen….

Und es werden immer mehr. „Wir sind völlig überfordert mit der Menge unkastrierter Katzen“, klagt Birgit Blaschke.

In einem Gebiet am Südring meinten die Tierschützer gerade das Problem durch zahlreiche Kastrationen in den Griff bekommen zu haben, da wurde Dienstag ein neuer Katzenwurf gemeldet. Die Jungtiere sind in einem halben Jahr geschlechtsreif.

Rund 40 Kater und Katzen hat der Verein in diesem Jahr bislang eingefangen, zum Tierarzt gebracht, auf eigene Kosten kastrieren lassen und notgedrungen wieder ausgesetzt.

90 Euro kostet den Verein die Kastration einer Katze – und das ist schon ein Freundschaftspreis des Tierarztes.

„Der Verein ist bald pleite, wenn das so weitergeht“, sagt Marion Wünderich, zweite Vorsitzende.

So schlimm wie in diesem Jahr sei es noch nie gewesen, meint sie.

Ein groß angekündigtes Katzen-Kastrationsprogramm des Landes hilft Dattelns Tierschutzverein nicht weiter. Der „Papierkram“ sei extrem aufwendig, sagt Birgit Blaschke. Und die Zuschüsse könnten nur monatsweise anhand der tatsächlich vorgenommenen Kastrationen beantragt werden. Doch für eine groß angelegte Kastrations-Aktion fehlen der Verein die Helfer.

Die Katzenschwemme wird durch falsch verstandene Tierliebe verschlimmert.

„Wenn sich wild lebende Katzen von Mäusen ernähren, werfen sie einmal im Jahr“, weiß Marion Wünderich. Gut genährte von Anwohnern gefütterte Tiere, werfen bis zu dreimal im Jahr.

Der Tierschutzverein appeliert daher an Tierfreunde, wilde Katzen nicht zu füttern. Oder aber sich dauerhaft um die Tiere zu kümmern. Und das beinhaltet auch, für die Kastration zu sorgen.

Der Tierschutzverein hat Stadtverwaltung und Politik schon vor Monaten darum gebeten, eine Kastrationspflicht für Hauskatzen mit Auslauf einzuführen. „Aber passiert ist nichts“, ärgert sich Birgit Blaschke.

Schließlich sorgen auch Hauskater mit wilden Katzen für wilden Nachwuchs. „Die vermehren sich wie Ratten“, drückt es Marion Wünderich drastisch aus.

Katzen, die wild lebend aufgewachsen sind, sind nicht zu vermitteln. Sie sind und bleiben wild. Lediglich Kitten könnte man noch an Menschen gewöhnen. Aber wer will die haben?

Das kleine Kleintierhaus an der Feuerwache ist mit herrenlosen Hauskatzen und Kaninchen wieder einmal überfüllt.

Zuständig ist für wild lebende Katzen niemand – weder der Tierschutzverein, der das freiwillig macht, noch die Stadt. Das Ordnungsamt ist erst gezwungen tätig zu werden, wenn die öffentliche Sicherheit in Gefahr ist.

Bis dahin iste es nicht mehr weit, meint Marion Wünderich:“Das wird bald zur Gefahr. Wild lebende Katzen sind nahezu alle krank und können Krankheiten übertragen, auch auf Menschen“, warnt sie. Zunächst einmal sind Hauskatzen gefährdet, denn sie können sich schnell Katzenschnupfen, Parasiten oder Darmbakterien einfangen.

 

Info

  • Der Dattelner Tierschutzverein hat die Aufgabe übernommen, sich um ausgesetzte oder herrenlose Haustiere wie Katzen und Kaninchen in Datteln zu kümmern. Dafür zahlt die Stadt einen Zuschuss von 7500 Euro pro Jahr, stellt das Kleintierhaus an der Feuerwache mietfrei zu Verfügung und übernimmt Kosten für Strom, Wasser und Heizung.Lediglich um herrenlose Hunde muss die Stadt sich selbst kümmern.
  • Allein die Tierarztkosten des Tierschutzvereins schlagen monatlich mit rund 1500 Euro zu Buche. Hinzu kommen Kosten fürs Futter sowie Einrichtungsgegenstände wie Kratzbäume im Katzenhaus. Das alles bezahlt der Verein (neben dem städtischen Zuschuss) aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.
  • Der Katzen-Babyboom und der damit wachsende Druck, wild lebende Katzen und Kater kastrieren zu lassen, um des Problems Herr zu werden, droht die Vereinskasse zu sprengen.
  • Wer den Tierschutzverein unterstützen möchte: Konto-Nummer 2292167 bei der Sparkasse Vest (BLZ 42650150)
  • Zu erreichen sind Tierschutzmitarbeiter unter: 02363/35 94 00 (Anrufbeantworter wird regelmäßig abgehört).
  •  Das Katzen und Kleintierhaus steht an der Industriestraße 8 und ist dienstags von 16.30 bis 17.30 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung geöffnet.

Auf ein Wort – Falsch verstandene Tierliebe

von Björn Korte

Bitte füttern Sie keine wild lebenden Katzen! So etwas von einer Tierschützerin zu hören, klingt erstmal komisch. Die armen Tierchen haben doch Hunger, mag man meinen.

Doch gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

Wer herrenlose Katzen füttert, verschärft das Katzenproblem in der Stadt.

Denn ist die unkastrierte Katze gut genährt, bekommt sie mehr Junge. Die Folge: Jede Menge Kitten, die schnell geschlechtsreif werden und neuen Nachwuchs produzieren.

Das ist nicht niedlich.

Der nächste Winter kommt bestimmt – und damit Katzenelend.

Wer wilden Katzen wirklich etwas Gutes tun will, der unterstützt den Tierschutzverein bei seiner Arbeit: finanziell oder aktiv, indem er das wilde Kätzchen, das immer wieder uns Haus schleicht, einfängt, zum Tierarzt fährt und kastrieren lässt. Dann darf man es hinterher auch nit reinem Gewissen regelmäßig füttern. Alles andere ist falsch verstandene Tierliebe.

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